Installation
HoMaBiLe-Installation Sommerfestival 2023
Wir schenken reines Wasser ein!
Wahre Kosten als Installation
Klar, pur und rein! So soll es aus der Leitung fließen – unser Trinkwasser. Dass das Lebensmittel hier bei uns ohne Bedenken genossen werden kann, ist keine Selbstverständlichkeit.
Das Problem ist schon seit Jahren bekannt: Das Grundwasser Bayerns ist in einem schlechten Zustand, und ein Drittel ist mit Nitrat belastet. Deshalb müssen immer mehr Brunnen geschlossen werden und ursprünglich trinkbares Grundwasser muss inzwischen aufwändig und kostspielig aufbereitet werden, damit es die Grenzwerte nicht überschreitet.
Wasser in Gefahr!
Bayerns Trinkwasser wird zu einem Großteil, etwa 90 Prozent, aus dem Grundwasser gespeist, das ist leider nicht mehr unbedenklich möglich. Übermäßige Düngung in der konventionellen Landwirtschaft sorgt dafür, dass überschüssiges Nitrat in das Grundwasser sickert und dieses kontaminiert. Zusätzlich sorgen auch Trockenheit und Übernutzung des Grundwassers für einen Anstieg der Nitratwerte. Wenn weniger Wasser in den Grundwasserströmen fließt, wird das Nitrat weniger verdünnt. Hauptverursacher sind hier die konventionelle Landwirtschaft und der Klimawandel.
Was ist Dir unser Trinkwasser wert?
Inzwischen weisen dem Umweltministerium zufolge etwa 30 Prozent des Grundwasserkörpers im Freistaat Bayern höhere Nitratwerte auf als EU-Richtlinien erlauben. Daher muss es, um die an Trinkwasser gestellten Anforderungen zu erfüllen, teuer aufbereitet werden. Die Aufbereitung hat einerseits zur Folge, dass die Qualität des Wassers sinkt, da auch Mineralstoffe herausgefiltert werden. Andererseits ist das Verfahren sehr aufwändig und kostspielig: Die benötigte Infrastruktur kostet Millionen.
Brunnen müssen geschlossen werden
Viele Brunnen müssen geschlossen werden, da gerade kleinere Wasserversorger nicht die Infrastruktur und Ressourcen für die Wasseraufbereitung haben. Andere Wasserversorger verlegen sich auf sogenannte Tiefbrunnen, welche tiefer gelegenes und somit vor Kontamination geschütztes Grundwasser fördern. Der Haken dabei? Es werden Ressourcen angezapft, die sonst künftigen Generationen zur Verfügung stünden.
Wasser – unendlich kostbar
Es wird zu wenig getan, um unser aller Lebensgrundlage zu schützen. Wir alle brauchen Wasser. Erhöhte Nitratgehalte und andere Schadstoffe können jedoch gesundheitsschädigend sein, da Nitrat im Organismus in den Stoff Nitrit umgewandelt wird: Vor allem für Säuglinge ist der Stoff besonders gefährlich, da er die Sauerstoffaufnahme im Blut unterbinden kann.
Ökolandbau schützt Wasserressourcen
Wichtig für den Schutz unseres Wassers sind die Förderung und der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft. Der Ökolandbau setzt auf natürliche Bewirtschaftungsmethoden und verzichtet auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger. Dadurch gelangt weniger Nitrat in Böden und Gewässer.
Ein Gedankenspiel: 100 Hektar ökologisch bewirtschaftete Fläche könnte rund 129.000 Kubikmeter Wasser vor Nitrat und Pestiziden schützen. Dadurch können rund 84.000 Euro gespart werden, die sonst für die Trinkwasseraufbereitung anfallen würden. Konkret bedeutet das, dass eine vierköpfige Familie mit durchschnittlichem Wasserverbrauch pro Jahr rund 122 Euro an Kosten sparen könnte, wenn alle Landwirt*innen im Einzugsgebiet Ihres Wasserversorgers Ökolandbau betreiben würden.
Klar, rein und günstig soll es sein
Verschmutzung von Trinkwasser verursacht sogenannte externalisierte Kosten – auch Folgekosten genannt: Die Aufbereitung des Wassers bezahlen nicht direkt die Verursachenden wie etwa Landwirt*innen und Konsument*innen landwirtschaftlicher Produkte, sondern letztlich die ganze Gesellschaft – in Form einer höheren Wasserrechnung.
Tollwood gestaltete auf dem Tollwood Sommerfestival 2023 eine Installation. Hier ließ sich Wasser nicht nur sinnlich wahrnehmen, sondern auch einiges zum wahren Preis dieses wertvollen Lebensmittels erfahren.
Außengestaltung: Anna Allkämper